Reine Lippenbekenntnisse reichen heute weniger denn jemals zuvor nicht mehr aus, wenn es um Compliance in Non-ProfitOrganisationen (NPOs) geht und auch die nur oberflächliche Selbstverpflichtung und die Benennung eines Verantwortlichen können nicht mehr als nur ein ungenügendes Feigenblatt sein.
Compliance-Management, also die Verankerung eines allumfassenden Systems der Gesetzes- und Regeltreue in einer Organisation, welches Transparenz und Vorbeugung gegen dolose Handlungen zu zentralen Maximen des Handelns der Organisationsführung und aller Mitarbeitenden macht, kann gerade für NPOs eine existenzielle Bedeutung bekommen – und dies in mehrfacher Hinsicht.
Neben der reinen straf- und haftungsrechtlichen Verantwortlichkeit zunächst der direkt Handelnden rückt hier vor allem die Organisationsführung in den Fokus. Hier stehen gerade in NPOs oft Menschen, welche über viele Jahre die Organisation aufgebaut und geprägt haben und die Organisation geradezu verkörpern, so dass deren gesamte Existenz mit Ihnen steht und fällt. Geschieht nun ein schwerwiegender Regel- bzw. Gesetzesverstoß aus der Organisation heraus, so ist es zumindest in haftungsrechtlicher Hinsicht bei der Organisationsführung am Ende unerheblich, ob eine aktive Kenntnis der Vorgänge oder „nur“ eine Nichtverhinderung vorliegt. Dies zeigen in dramatischer Art viele Beispiele aus der Vergangenheit, aktuell medial sehr präsent, allerdings nicht aus dem NPO-Sektor, die Dieselaffäre bei VW. Der aktive oder passive Rückzug bzw. Austausch der Führung wird damit oftmals unvermeidlich und für die Organisation erfolgs- und existenzgefährdend.
Aber auch in anderer Hinsicht entstehen für die NPO hieraus immense existenzielle Gefahren. Denn der Schritt an den medialen Pranger ist in der heutigen, skandalorientierten Berichterstattung nicht groß und sobald die kritische öffentliche Berichterstattung beginnt, ist der vernichtende „shitstorm“ in den sozialen Medien nicht mehr weit. Und je hehrer die von der NPO verfolgten sozialen Zielsetzungen, umso höher erscheint auch der Anspruch der Öffentlichkeit an die Einhaltung gesetzes-, sozial- und wirtschaftsethischer Handlungsmaximen im Organisationshandeln. Damit ist dann unvermeidlich ein fundamentaler Vertrauens-, Integritäts- und Reputationsverlust die Folge, mit unabsehbaren wirtschaftlichen und existenziellen Folgen für die NPO selbst, aber gegebenenfalls weit darüber hinaus auch in die verbundenen Netzwerke und Trägerstrukturen hinein.
Damit muss jedem nachhaltig und verantwortungsvoll handelnden Organisationsverantwortlichen klar sein, dass sich – ganz abgesehen von den persönlichen Risiken – aus kleinsten Regelverstößen existenzielle Risiken für die Organisation realisieren können, die es durch ein umfassendes Compliance-Management-System zu verhindern gilt – Lippenbekenntnisse und Feigenblätter reichen definitiv nicht!
Darüber werden wir am 25.10.2018 beim Non-Profit-Forum in Stuttgart ins Gespräch kommen und vor allem auch, wie eine solches umfassendes Compliance-Management-System für NPOs aussehen sollte – ich freue mich auf Sie!
Volker Ernst
v.ernst@sbr-kooperation.de